Gegründet 1901

GTEV Dö Koasawinkla

Die nachfolgende Chronik wurde von Sepp Hauser verfasst und im Heimatbuch der Gemeinde Reit im Winkl veröffentlicht. Wir danken Sepp Hauser sehr, dass wir den Bericht unverändert auf unserer Website veröffentlichen dürfen. Viele Bilder stammen aus dem Archiv der Gemeinde Reit im Winkl und wurden durch Zeitz Fotografie digitalisiert. Andere Bilder wurden von Max Weiss aus dem Vereinsarchiv des GTEV Dö Koasawinkla digitalisiert. Wir danken allen Beteiligten sehr, dass wir die Bilder nutzen dürfen.

© Archiv Gemeinde Reit im Winkl – Zeitz Fotografie

Vereinsgründung am 28. April 1901

Als im Jahr 1901 22 junge Reit im Winkler den Gebirgstrachten-Erhaltungsverein »Dö Koasawinkla« gründeten, konnten sie noch nicht die Tragweite ihres Unternehmens erahnen. Sie wußten noch nicht, daß ihr Mut, ihre Tatkraft und ihre Opferbereitschaft auf die Weise belohnt würden, daß die Ziele und Ideale, die sie damals bewegten, über schwere und gute Zeiten hinweg von ihren Erben weitergepflegt würden und der Verein das Ortsgeschehen so mitbestimmen würde, wie dies im Verlauf der Jahrzehnte geschehen ist.

Den Anstoß für die Gründung des ersten Trachtenvereins in Bayern im Jahr 1883 gab eine kurze Lederhose, getragen von einem Jäger in Bayrischzell. Sehr davon angetan zeigten sich sieben Burschen bei einem Gespräch, in dessen Verlauf der bekannte Satz des Lehrers Josef Vogl fiel: »Wißt’s was, gründ ma an Verein.« Dieser Verein machte sich die Neubelebung der alten, schönen Tracht und die Pflege des überlieferten Brauchtums zur Aufgabe.

18 Jahre später war es auch in Reit im Winkl so weit, und derdamals 26jährige Bauer Thomas Sachenbacher vom Gastageranwesen in Unterbichl gründete mit einigen jungen Männern am 28. April 1901 den Gebirgstrachten-Erhaltungsverein »Dö Koasawinkla«. Die erste Vorstandschaft setzte sich wie folgt zusammen:

1. Vorstand Thomas Sachenbacher, 2. Vorstand Josef Lehrberger, Sägewerksbesitzerssohn aus Entfelden, Kassier Josef Mühlberger, Rottmeister, Schriftführer Fritz Heigenhauser, Kaufmannssohn, 1. Beisitzer und Vorplattler Andreas Bauer, Metzger, 2. Beisitzer Andreas Heigenhauser, Sägewerksbesitzerssohn.

„Am 28. April 1901 versammelten sich abends im Hamberger’schen Gasthaus zum Oberwirt in Reit im Winkl eine Anzahl Burschen des Ortes, und zwar in der Absicht, einen Gebirgstracht Verein zu gründen. Angeregt und einberufen wurde die Versammlung hauptsächlich von Thomas Sachenbacher aus Unterbichl. Dabei führte derselbe unter anderem aus, daß es sehr zweckmäßig sei, in Reit im Winkl einen solchen Verein zu gründen, indem im ganzen oberbayerischen Gebirgsgau bereits überall schon solche Vereine bestehen und im Aufblühen begriffen sind, und sogar im Jahre 1886 von der höchsten königlichen Regierung an die Bezirksämter die Aufforderung erlassen worden ist, in ihren Gebirgsgemeinden anzustreben, daß solche Vereine gegründet werden und die schöne Gebirgstracht erhalten bleibt. Der Redner führte aus, daß der Zweck des Vereins nicht darin besteht, um Saufgelage zu veranstalten, sondern um unsere überall gern gesehene Gebirgstracht zu erhalten und aufzufrischen, die alten Tänze, hauptsächlich aber das Schuhplattln besser zu erlernen und mehr kameradschaftliche Beziehungen unter den Burschen und Vereinsmitgliedern herzustellen, und auch um den im Sommer hier weilenden Fremden durch die Versammlungen, bei welchen Gesang und Tanz gepflegt wird, denselben einiges Vergnügen und Unterhaltung zu bieten. Als Gründungsmitglieder waren 22 Burschen anwesend.“ – Auszug aus dem Gründungsprotokoll

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© GTEV Dö Koasawinkla – Max Weiss

Die erste beschließende Versammlung fand schon am 4. Mai 1901 statt. Dabei wurden die besprochenen Statuten einstimmig angenommen und Ludwig Pichler, Holzarbeiter aus Entfelden, zum Vorplattler berufen.

Der Verein erfreute sich regen Zulaufs, und bereits im Sommer desselben Jahres waren 40 Mitglieder eingeschrieben. Jeden Samstag trafen sich die Trachtler zu sogenannten Versammlungen, bei denen das Schuhplatteln gelernt, getanzt und gesungen wurde. Zuvor wurden Vereinsangelegenheiten besprochen, Festbesuche vereinbart und bestimmt, wer teilnehmen sollte.

Aufnahme in den Gauverband I

Ein bedeutendes Ereignis für den jungen Verein war die erste Teilnahme an einem Trachtenfest am 28. Juli 1901. Es war das Gaufest des Gauverbandes I Oberbayerischer Gebirgstrachten-Erhaltungsvereine in Unterwössen. 

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Mit einem geschmückten Leiterwagen fuhren 15 Reit im Winkler Trachtler zum Festort und wurden dort herzlich begrüßt. An diesem Tag wurde der Verein auch in den Gauverband I aufgenommen. Am 18. August 1901 wurde beim Postwirt, auch Oberwirt genannt, das erste Tanzkränzchen für Gäste abgehalten. Häufiger Wechsel in den Ausschußämtern während der ersten Jahre deuten auf erhebliche Anfangsschwierigkeiten beim jungen Verein hin. Auch die Frage, ob der Ober- oder der Unterwirt zum Vereinslokal gewählt werden solle, bereitete Kopfzerbrechen. Dazu wurde am 1. Dezember 1901 beim Unterwirt abgestimmt, und die Wahl fiel auf den Oberwirt. Dessen Besitzer Caspar Hamberger erklärte jedoch dem Vorstand, daß er darauf verzichte. So wurde der Unterwirt der Familie Spenger für Jahrzehnte das Vereinslokal.

Einsatzbereitschaft zur damaligen Zeit

1904 wurde der bisherige zweite Vorstand Josef Lehrberger erster Vorstand. Er wurde 1906 von Fritz Heigenhauser, dem Kramer-Fritz, abgelöst.

Mit welchem Opfermut die Trachtler damals bei der Sache waren, zeigt das folgende Beispiel: Zum Gaufest 1905 in Nußdorf am Inn gingen sie bereits am Samstag zu Fuß nach Ebbs und übernachteten dort. Am Sonntag mieteten sich die Burschen ein Fuhrwerk, das sie zum Gaufest brachte. Gleich nach dem Festzug mußten sie schon wieder die Heimreise antreten. Trotzdem nahmen sie sich die Zeit, in Walchsee für die dort weilenden Gäste einige Plattler aufzuführen. Erst zu später Nachtstunde erreichten die Trachtler wieder Reit im Winkl.

In dieser Zeit wurde alljährlich im Vereinslokal ein Tanzkränzchen abgehalten. Die erste Veranstaltung im Freien hatte der Verein am 22. Juli 1906 in Seegatterl: ein Sackhüpfen und Dirndllaufen. 1907 nannte man diese Veranstaltung dann Waldfest. Dazu lud man sogar Gauvorstand Huber ein, den man in Entfelden feierlich empfing. Hierauf fuhr die ganze Trachtlerschar im aufgekränzten Leiterwagen nach Seegatterl. Dieser Aufzug der Teilnehmer mit Fuhrwerk beim Waldfest und bei späteren Preisplatteln blieb lange Zeit Brauch.

1910 hatten sich die bei den Waldfesten angesparten Gelder so summiert, daß die Versammlung beschloß, eine Fahne anzuschaffen. Sie wurde am 15. Januar 1911 bei der Firma Stemplinger in Rosenheim zum Preis von 350 Mark bestellt.

Das erste Trachtenfest 1911

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Das erste in Reit im Winkl durchgeführte Trachtenfest war am 12. und 13. August 1911 das 21. Gaufest des Gauverbandes I, verbunden mit dem zehnjährigen Gründungsjubiläum und der ersten Fahnenweihe des GTEV »Dö Koasawinkla«. Die Annahme des Festes ohne Wissen der Vorstandschaft durch zwei junge Trachtler, Sepp Posch und Sepp Hausbacher, hatte zu Unstimmigkeiten im Verein geführt. Die Auswirkung davon war ein zweimaliger Vorstandswechsel innerhalb von drei Wochen im Frühjahr 1911. Fritz Heigenhauser übergab das Amt am 28. Mai an Georg Krepper, dieser seinerseits am 15. Juni wieder an Johann Lehrberger aus Entfelden. Fritz Heigenhauser wurde zum Ehrenvorstand ernannt.

Das Fest begann dann am Samstag, dem 12. August 1911, nachmittags mit dem Eintreffen des Gauausschusses, des Gauprotektors und verschiedener Vereine, die einen weiten Reiseweg hatten, wie derer aus Wien und Würzburg. Um 19 Uhr fand die Generalversammlung unter der Leitung von Gauvorstand August Jüngling statt. Am Morgen des Festsonntags wurden 72 Vereine hereingespielt. Sechs Musikkapellen waren vertreten. Für die Fahnenweihe hatte man als Patenverein den GTEV »D’ Achentaler« Unterwössen gewonnen. Nach dem Gottesdienst fand ein Festakt statt, bei dem die Ansprachen gehalten und die Fahne übergeben wurde.
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Fahnenmutter war Freifrau Anny von CramerKlett, Fahnenbraut Viktoria Wimmer, Knoglertochter, Fahnenjunker Stefan Zuck, Klasenbauersohn von Blindau; Festleiter war Johann Posch. Mittags fand im Vereinslokal, dem Unterwirt, ein Festmahl statt, bei dem zwei Musikkapellen aufspielten. Auf den Festzug mußte »leider aus verschiedenen Gründen Abstand genommen werden«, wie es im Protokollbuch steht. Weiter heißt es dort: »Abends 8 Uhr fand unter zahlreicher Beteiligung ein Festball statt, bei welchem sich das lustige Gebirgsvolk durch die Weisen der Musik in lustigem Tanze bis zum Grauen des Montagsmorgen drehte.«

Die Zeit vor und nach dem ersten Weltkrieg

Gaufest Reit im Winkl 2023 - Historisches Bild Trachtenverein Koasawinkla (c)Gemeinde Reit im Winkl-Foto Zeitz

© Archiv Gemeinde Reit im Winkl – Zeitz Fotografie

Am 22. Juni 1912 wurde Sepp Posch, Steinbacher, neuer Vorstand. Vom 20. bis 24. Mai 1914 beteiligten sich zehn Vereinsmitglieder mit Fahne am ersten Deutschen Volkstrachtenfest in Mainz. Während des Ersten Weltkriegs ruhte dann bis 1920 jegliche Vereinstätigkeit. Unter den Mitgliedern des Vereins waren 30 Gefallene zu beklagen.

1920 beteiligte sich der Verein an einem Plattlerfest in Reichenhall und erhielt den elften Vereinspreis. Im gleichen Jahr wurde das erste Vereinspreisplatteln mit 13 Teilnehmern abgehalten. Im Februar 1921 war in Prien eine Vorplattlersitzung, bei der das Preisplatteln bei Strafe des Ausschlusses aus dem Gauverband I verboten wurde. Am 24. Juli des gleichen Jahres aber hielten die »Koasawinkla« ungeachtet dieses Verbots wieder ihr Preisplatteln ab. Diese fanden in den ersten Jahren meistens auf der Freibühne vor dem Gasthof in Seegatterl statt.

Die Trachtenfestbesuche waren jetzt viel stärker als vor dem Ersten Weltkrieg: in Unterwössen 88 Teilnehmer mit Musik, in Oberwössen 66. Beide Male erhielten die Reit im Winkler den Meistpreis, in Unterwössen die Musikkapelle auch den ersten Musikpreis. Zur Finanzierung der Unkosten der Delegation beim Deutschen Volkstrachtenfest 1921 in Nürnberg wurde von allen Vereinsmitgliedern ein Sonderbeitrag von zehn Mark erhoben. Am 3. Mai 1924 kam es zu einer völligen Umbildung des Ausschusses. Neuer erster Vorstand wurde Alois Hipper, Groißenbach.

Gaufest Reit im Winkl 2023 - Tracthler vor Ortsbrunnen - (c)Gemeinde Reit im Winkl by Foto Zeitz
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Gaufest Reit im Winkl 2023 - Brotbacken -(c)Gemeinde Reit im Winkl by Foto Zeitz
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Gaufest Reit im Winkl 2023 - Paartanz - (c)Gemeinde Reit im Winkl by Foto Zeitz
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Gaufest Reit im Winkl 2023 - Heuen - (c)Gemeinde Reit im Winkl by Foto Zeitz
© Archiv Gemeinde Reit im Winkl - Zeitz Fotografie

Ein schwerer Schlag traf den Verein am 25. Mai 1924. 52 Reit im Winkler fuhren an diesem Tag mit dem Lastauto des Brauereibesitzers Mayer zur Fahnenweihe nach Übersee. Glücklich fuhr man nach dem Fest mit dem Meistpreis in der Tasche wieder heim. Bei der Abfahrt vom Masererpaß verlor der Fahrer die Herrschaft über das Fahrzeug. Es überschlug sich und fiel mit den Rädern nach oben in den Anisgraben. Vier Todesopfer waren zu beklagen: Anny Heigenhauser, Georg Höflinger, Hans Mayer und Herbert Pichler. Sie wurden am 29. Mai unter Beteiligung von 36 Brudervereinen zu Grabe getragen. 1926 setzte man ihnen an der Unfallstelle ein Marterl, das bis heute regelmäßig vom Verein gepflegt wird.

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Die erste Blütezeit

Mit der Übernahme der Vorstandschaft durch Sepp Hausbacher, der bereits von 1911 bis 1920 Vorplattler gewesen war, am 23. April 1927 wurde eine Blütezeit des Vereins eingeleitet, die bis 1940 anhielt. In dieser Zeit wurde die Einheitlichkeit und Sauberkeit der Tracht neu belebt und besonders gepflegt. Auf anfängliche Schwierigkeiten deutet aber die Tatsache hin, daß der Ausschuß am 29. Januar 1928 eine außerordentliche Generalversammlung einberief, um über Sinn und Zweck des Vereins und sein weiteres Verhalten zu reden und zu beschließen. Dabei wurde die Aufnahme weiblicher Mitglieder beschlossen sowie die Teilnahme und die Bekleidungsvorschriften bei Prozessionen, Hochzeiten und Beerdigungen geregelt.

Ab 1928 beteiligten sich auch Dirndl und Weiberleut an den Prozessionen in Tracht. Auch das forstgrüne Gwand der Männer wurde bei festlichen Anlässen erstmals getragen. Am Pankrazentag 1928 wurde von zehn DirndIn die fast verschwundene Reit im Winkler Jungfrauentracht wieder getragen.

Beim Gaufest am 22. Juli 1928 in Traunstein erhielt der Verein mit 169 Teilnehmern einschließlich Musik den Meistpreis und wurde von Gauvorstand Thomas Bacher aus Westerham wegen der Schönheit der Trachten besonders gelobt. Zum Gaufest fuhren die Trachtler damals mit der Waldbahn, wobei vom Dorf zum Bahnhof und am Abend zurück mit Musik marschiert wurde.

Der 11. August 1929 gilt als der Gründungstag der Historischen Trachtengruppe. Bei einem historischen Trachtenabend des Theatervereins in Zusammenarbeit mit dem Trachtenverein trat zum ersten Mal eine Gruppe in der alten Reit im Winkler Tracht mit Volkstänzen auf. Ihr Leiter war von Anfang an bis 1968 Toni Speicher. Noch heute ist die Historische Gruppe ein wesentlicher Bestandteil der großen Reit im Winkler Heimatabende.

Beim Gaufest des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte 1929 in Unterwössen holten sich die »Koasawinkla« den Meistpreis bei den Vereinen, die nicht Gaumitglieder waren. Der GTEV »D’ Achentaler« Unterwössen war nämlich damals bereits Mitglied des 1926 gegründeten Chiemgau-Alpenverbandes, zu der der Reit im Winkler Trachtenverein erst 1946 übertrat.

Am 17. August 1930 beteiligte sich der Verein in Rosenheim am großen Trachtenaufmarsch der gesamten Gauverbände des bayerischen Oberlandes mit etwa 10 000 Trachtlern und 40 000 Zuschauern.

Sein 30jähriges Jubiläum feierte der Verein am 27. und 28. Juni 1931. Festauftakt war am Samstag nachmittag mit einem Standkonzert der Musikkapelle Reit im Winkl. Am Abend wurde nach einem Fackelzug zur Kriegerkapelle dort ein Kranz niedergelegt. Beim Festabend in Anwesenheit von Gauvorstand Thomas Bacher traten zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte sechs Schulbuben unter großem Beifall mit einem Schuhplattler auf. Dieser Tag gilt damit auch als Gründungstag einer Jugendplattlergruppe. Am Festsonntag zogen 2 500 Trachtler aus 70 Vereinen mit acht Musikkapellen zum Forstamt hinunter und wieder zurück. Die Feldmesse wurde in Groißenbach abgehalten. Im neuen großen Hambergersaal und auf den aufgestellten Freibühnen wurde dann geplattelt und getanzt. Am Abend fand, von der Gendarmerie trotz des Nationaltrauertags geduldet, noch ein großer Festball statt.

Am 12. Oktober 1931 wurde Kaspar Heigenhauser zum Vorstand gewählt. In diesem Jahr lernten die Aktiven das »Mühlradl« ein.

Beim ersten Gausingen des Gauverbandes I 1932 in Fritz am Sand beteiligten sich Sepp Hirtl, Otto Nayder und Wastl Osenstätter mit dem Lied »Übers Loatal steig i net aufi«. Am großen nationalen Trachtenaufmarsch im Jahr 1933 in München nahmen die »Koasawinkla« mit 169 Mitgliedern teil. 1936 fuhr der Verein nach längerer Pause wieder einmal nach Tirol zum großen Trachtentreffen in Kitzbühel.

Einer der Höhepunkte im Trachtlerjahr war damals schon das Preisplatteln. Es fand meistens auf der Freibühne vor dem Gasthof in Seegatterl statt, vereinzelt aber auch beim Blaserwirt in Entfelden oder beim Feichtenhof in Blindau. 1936 beteiligte sich erstmals eine Altersklasse beim Preisplatteln. Überhaupt war in dieser Zeit ein reges Veranstaltungsleben zu verzeichnen, und das Schuhplatteln nahm einen großen Aufschwung. Viele Almtänze und Schuhplattlerabende wurden abgehalten. Die Aktiven bildeten eine große Schar. Bei einem Almtanz 1939 im Gasthof zur Post waren es einmal 38 aktive Plattler.

Hans Osenstätter, seit 1929 Vorplattler, war einige Jahre auf Auslandsreise und trat dort auch als Plattler auf. Mit weiteren Plattlern des Vereins war er auch dabei, als Ende der 30er Jahre die bekannte Operette »Zum weißen Rössl« verfilmt wurde. Dafür plattelten sie unter anderem den »Reit im Winkler«, der hier seinen Ursprung hat.

Große Verdienste um das Schuhplatteln in Reit im Winkl hat sich damals auch Andreas Fleindl aus Entfelden erworben, der bereits ab 1931 Hans Osenstätter als Vorplattler vertrat und dieses Amt dann 1933 übernahm, bis er 1940 zum Kriegsdienst einrücken mußte. Auch nach dem Krieg kümmerte er sich noch viel um den Plattlernachwuchs. Ein schwerer Schlag für den Verein war es, als er am 27. Dezember 1948 im Alter von 37 Jahren bei der Holzarbeit tödlich verunglückte.

Die Zeit des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg

1933 findet sich im Protokollbuch erstmals der Hinweis, daß der Erlös des Almtanzes der Partei zufiel. Die Bevormundung durch ein totalitäres Regime warf erste Schatten. 1935 wurde Wastl Osenstätter aus Entfelden neuer Vorstand. Nach 1937 wurden keine Wahlen mehr abgehalten; der Leiter der Trachtengemeinschaft wurde bestimmt. Die »Koasawinkla« wurden der Urlaubsorganisation der Partei, »Kraft durch Freude«, untergeordnet; der Vorstand erhielt den Namen »Trachtenwart«.

1940 wurde erstmals eine Vertreterin der weiblichen Mitglieder, Maria Hauser, in den Ausschuß berufen. Nachdem ab Kriegsbeginn immer mehr Vereinskameraden ins Feld ziehen mußten, fand am 10. August 1940 der letzte Almtanz statt. Am 12. Januar 1941 mußte auch Vorstand Wastl Osenstätter zum Kriegsdienst einrücken.

In einer Versammlung am 22. Juni 1941 wurde für die Zeit des Krieges Kassier Sepp Hirtl mit der Führung der Vereinsgeschäfte beauftragt. Er betreute von der Heimat aus die Kameraden mit Päckchen, die an die Front geschickt wurden. Oft genug hatte er die traurige Aufgabe wahrzunehmen, einem gefallenen Trachtler beim Seelenamt mit der Fahne die letzte Ehre zu erweisen. 26 gefallene Vereinskameraden waren zu betrauern. Dazu kamen noch etliche Vermißte.

Bald nach Kriegsende regte sich wieder der Wunsch nach einer Neubelebung der Vereinstätigkeit. Am 26. Dezember 1945, dem Stefanietag, hielt man beim Unterwirt die erste Versammlung ab. Sepp Hirtl, während des Krieges auch Schriftführer, verlas das Protokoll. Nachdem seit 1937 keine Vorstandswahlen mehr abgehalten worden waren, wählte man dort Hans Mühlberger aus Blindau zum ersten und Toni Speicher zum zweiten Vorstand. 21 Buam und 21 Dirndl konnte man als Neuaufnahmen einschreiben.

Beitritt zum Chiemgau Alpenverband

Das entscheidende Ereignis damals war der Beitritt zum Chiemgau-Alpenverband für Tracht und Sitte am 3. Februar 1946. Dieser hatte sich früher als der Gauverband I, dem der Verein 45 Jahre angehört hatte, wieder konstituieren können und nahm an diesem Tag auch seine Arbeit wieder auf.

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Die Entscheidung für die künftige Ausrichtung des Vereins ins Achental war damit gefallen. Der damals vielkritisierte und noch nach vielen Jahren umstrittene Entschluß von Vorstand Hans Mühlberger und Kassier Sepp Hirtl stellt sich auch heute noch als der einzig richtige dar.

Im Frühjahr 1946 wurde wieder ein Vorplattler gewählt und am 22. Juni 1946 auf Drängen der jungen Aktiven, trotz gegenteiligen Ausschußbeschlusses, im Feichtenhof ein erster Plattlerabend abgehalten. Am 4. Mai 1947 übernahm Sepp Hirtl aus Groißenbach die Vereinsführung. Zum Vorplattler wurde Alois Hipper junior gewählt. Im Jahr 1947 beteiligten sich zum ersten Mal Buam in einer eigenen Jugendklasse beim Preisplatteln; den ersten Preis holte sich bei ihnen Pankraz Wimmer. 1948 wurde auf einer Freibühne auf dem Kirchplatz vor vielen Zuschauern das Gaupreisplatteln des Chiemgau-Alpenverbandes ausgetragen.

1950 hatten sich die »Koasawinkla« schon wieder so gefestigt, daß sie beim Trachtenfest in Rottau, wie schon früher öfter im Gauverband I, erneut den ersten Preis für die Schönheit der Trachten erhielten. Aus Reit im Winkl waren etwa 100 Personen dabei.

Neue Vereinsfahne beim 50jährigen Gründungsfest

Am 30. Juni und 1. Juli 1951 feierte der Verein sein 50jähriges Bestehen. Zu diesem Jubiläum wagte er sechs Jahre nach dem Krieg ein ganz großes Fest und leistete sich eine neue Fahne. Sechs große Triumphbögen schmückten die Ortseingänge. Bei schönstem Wetter wurde am Festsonntag nach der Feldmesse auf dem Pankratiushügel die neue Fahne geweiht. Fahnenmutter war Josefine Bauer, Blaserwirtin aus Entfelden, Fahnenbraut Anni Hauser, Hanslbauertochter aus Birnbach, Fahnenjunker Hubert Lehrberger aus Entfelden. 70 Vereine mit 26 Musikkapellen aus ganz Bayern und Österreich traten zum großen bayerisch-österreichischen Trachtenaufmarsch an, der bis zur Entfeldener Kapelle führte. 7 000 Trachtler, von Hausham im Westen bis Wien im Osten, aus dem Pongau und aus Niederbayern, wurden von 13 000 Zuschauern begeistert gefeiert. Das gelungene Fest klang mit einem großen Festabend im Saal des Gasthofs zur Post aus.

Die Einladung so vieler auswärtiger Vereine zum Trachtenfest 1951 brachte für die »Koasawinkla« große Verpflichtungen mit sich. Allein von 1950 bis 1952 mußten 26 Trachtenfeste besucht werden.

Die Vereinspreisplatteln fanden in dieser Zeit beim Feichtenhof in Blindau und beim Stoanerwirt in Birnbach statt. Zu den besten Plattlern zählten damals Lorenz Lehrberger sowie die jeweiligen Vorplattler Alois Hipper, Hans Gasteiger und Hubert Lehrberger. 1952 wurde der Gasthof zur Post wieder zum Vereinslokal bestimmt. Im selben Jahr fand dort der erste Reit im Winkler Heimatabend statt. Ansager war damals Toni Speicher. Am 11. Mai 1952 wurde die Trachtenwallfahrt des Chiemgau-Alpenverbandes von Unterwössen nach Raiten erstmals durchgeführt, an der sich der Verein seither jedes Jahr beteiligt.

Die Gauherbstversammlung des Chiemgau-Alpenverbandes fand 1952 in Reit im Winkl im Gasthof zur Post statt. Bei der Generalversammlung der »Koasawinkla« am 11. Oktober 1952 wurde Wastl Osenstätter aus Entfelden neuer Vorstand. Der Schneiderhäuslsohn Franz Schlechter wurde zum Hochzeitslader gewählt.

1955 war dann das Gründungsjahr der »Reit im Winkler Buam« in der Besetzung Franz Schlechter, Alfred Diesl und Andreas Hausberger. Später in »Reit im Winkler Sänger« umbenannt, war diese Gruppe in ihrem weit über 30jährigen Wirken überall bekannt und geschätzt. Damit auch die Jugend die alten Volkstänze erlernen konnte, führte der Verein um 1955 eigene Tanzkurse durch. Insbesondere bei Hochzeiten wurden diese Tänze dann fleißig gespielt. Sehr viel für deren Erhaltung hat sich damals vor allem Sepp Mühlberger, Müllerbauer, eingesetzt.

1956 übernahm der Verein die Patenschaft für den GTEV Prien und damit erstmals für einen Verein des Chiemgau-Alpenverbandes. Im selben Jahr wurde Max Lukas neuer Vorstand. 1959 übernahm Hubert Lehrberger aus Entfelden dieses Amt. In diesem Jahr fand beim Vereinspreisplatteln zum ersten Mal auch ein Dimdldrahn statt. Meistens erfolgreich in den ersten Jahren war Marianne Wörtl, Liebertingertochter, die sich 1961 auch den zweiten Platz beim Gaudirndldrahn holte.

1960 hatte der Verein 373 Mitglieder. Am 4. September beteiligte er sich als einer der wenigen eingeladenen Trachtenvereine mit der Musikkapelle an dem Fest »Berchtesgaden 150 Jahre bayerisch«.

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60jähriges Jubiläum und Gaufest

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Am 10. und 11. Juni 1961 führten die Reit im Winkler Trachtler erstmals das Gaufest des Chiemgau-Alpenverbandes durch und verbanden es mit ihrem 60jährigen Vereinsjubiläum. Dazu war auch die alte Fahne von 1911 renoviert worden. Beim von 120 Mitwirkenden gestalteten Festheimatabend im Zelt auf dem Hamberger Parkplatz hatte die seit 1960 von Christine und Otto Nayder aufgebaute Kindergruppe ihren ersten Auftritt mit dem Bandltanz. Nach durchregneter Nacht strahlte am Festsonntag wieder die Sonne. Als schöner Rahmen für die Feldmesse bewährte sich wieder der Pankratiushügel. Beim Festzug am Nachmittag bewunderten dann 13 000 Besucher die 2 500 Trachtler und elf Musikkapellen.

Am 4. August 1963 richtete der Verein im Gasthof zur Post unter großer Beteiligung das Gaupreisplatteln des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte aus. Seit 1964 findet alljährlich das Achental-Jugendpreisplatteln mit den Vereinen aus Reit im Winkl, Oberwössen, Unterwössen, Schleching und Marquartstein statt; seit 1975 ist damit auch ein Dirndldrahn verbunden.

1964 nahmen die Aktiven und die Musikkapelle an einem großen internationalen Trachtentreffen in Kröv an der Mosel teil. In der Folgezeit gab es auch schöne Erfolge beim Gaudirndldrahn, das 1966 und 1973 in Reit im Winkl stattfand. Marianne Bichl konnte in dieser Zeitspanne sogar zweimal und Irmgard Noichl einmal den ersten Platz belegen.

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© GTEV Dö Koasawinkla – Max Weiss

Für die Durchführung der Vereinspreisplatteln fand sich aufgrund der Unsicherheit mit dem Wetter allmählich kein Wirt mehr zur Abhaltung im Freien, so daß sie nun meistens im Saal des Gasthofs zur Post stattfanden. Lediglich zweimal wurden sie in den 60er Jahren noch beim Feichtenhof und einmal beim Gasthof Augustiner auf der Winklmoos-Alm durchgeführt.

Vom Ende der 50er Jahre bis 1966 wurde bei den aktiven Buam fast jedesmal Franz Mühlberger Erster, der von 1956 bis 1960 Vorplattler war. Ab 1967 gewann dann einige Male Klaus Mühlberger, Vorplattler von 1964 bis 1971, und fast während der gesamten 70er Jahre war Stefan Heigenhauser erfolgreich. Beim Vereinsdirndldrahn erhielten zwischen 1968 und 1976 Marianne Bichl und Magdalena Diesl jeweils dreimal den ersten Preis.

Bei der Herbstversammlung am 6. Dezember 1969 beim Blaserwirt wurde Sepp Hirtl unter großem Beifall zum Ehrenvorstand ernannt. Am 11. Oktober 1970 wählte die Versammlung Franz Mühlberger, Wimmerbauer, zum neuen Vereinsvorstand.

Vom 2. bis 9. September 1974 beteiligte sich eine Gruppe des Vereins an einem Folkloretreffen von Gebirgstrachtlern aus vielen Ländern in Zakopane in Polen. Mit dabei waren neben den Aktiven die Bergler Musikanten, die Reit im Winkler Sänger, die Raffelemusi Diesl und eine Stubnmusi.

Am 2. November 1974 kam es zu einer denkwürdigen »Krisenversammlung«. Bereits seit Ende der 60er Jahre litt der Verein unter großem Nachwuchsmangel. 1974 glaubte man daher schon, die aktive Gruppe auflösen zu müssen, und die gesamte Vorstandschaft wollte ihr Amt niederlegen. Schließlich gelang aber bei dieser Versammlung doch eine Einigung, und mit dem neuen Vorplattler Martin Auracher ging es auch bei den Aktiven wieder aufwärts.

Auf Initiative von Jugendleiter Toni Fleindl, von 1972 bis 1983 auch Gaujugendwart, wurde am 25. Mai 1975 in Reit im Winkl im Gasthof zur Post der erste Gaujugendtag des Chiemgau-Alpenverbandes durchgeführt.

Am 19. und 20. Juni 1976 wurde das 75jährige Vereinsjubiläum in Form eines Dorffestes gefeiert. Beim Festheimatabend waren auch Abordnungen der Patenvereine aus Unterwössen und Prien dabei. Am Sonntag fand ein kleiner Festzug von der Brunnenstraße zum Kurpark mit anschließender Feldmesse statt. Das Fest endete mit einem geselligen Beisammensein mit Tanz im Saal des Gasthofs zur Post. 1979 übernahm der Verein eine weitere Patenschaft, und zwar beim GTEV »D’ Gederer« aus Rottau.

Viele Besucher beim 8Ojährigen Gründungsfest

Sein 80jähriges Gründungsfest feierte der Verein mit einer Festwoche vom 24. Juli bis 2. August 1981 im Festzelt auf der Wirtsgwandn. Höhepunkt dabei war das 45. Gaufest des Chiemgau-Alpenverbandes am 25. und 26. Juli.

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Dem gelungenen Gauheimatabend im mit 2 000 Besuchern vollbesetzten Zelt folgte ein Festsonntag, der ein Markstein nicht nur in der Geschichte der »Koasawinkla«, sondern auch in der des Chiemgau-Alpenverbandes wurde, wie es Gauvorstand Otto Dufter zum Abschluß formulierte. Die über 25 000 Zuschauer beim Festzug und 17 860 verkauften Festabzeichen sind noch bis heute im Gau unübertroffen. Dabei hatte der Tag gar nicht so vielversprechend begonnen. Beim Kirchenzug auf den Pankratiushügel fing es nämlich in Strömen zu regnen an. Aber trotz der Regenschauer war es wieder eine beeindruckende Feldmesse, nach deren Abschluß Pfarrer Edmund Bargon die vom Festleiter Franz Schlechter gestiftete Schellnunter-Standarte und das Fahnenband aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Reit im Winkler Trachtenjugend weihte. Der Festzug am Nachmittag mit 3 275 Teilnehmern aus 27 Vereinen, 13 Musikkapellen und 23 Festwägen fand dann im trockenen statt und es schien sogar überwiegend die Sonne. Die gelungene Festwoche fand ihren Abschluß mit dem Gaupreisplatteln am 2. August mit 139 Teilnehmern.

Ab Anfang der 80er Jahre setzte eine große Erfolgsserie der Buam und Dirndl des Vereins bei den Gauveranstaltungen ein. Bis 1998 errangen beim Gaudirndldrahn Uschi Fleindl fünfmal, Gusti Heigenhauser dreimal und Barbara Fleindl zweimal den ersten Platz. Beim Gaupreisplatteln wurden bis 1999 Franz Hirtl achtmal, Lorenz Mühlberger viermal und Martin Auracher zweimal Erster. Auch in der Gaugruppe waren die Reit im Winkler stets zahlreich vertreten, neben Gauvorplattler Martin Auracher zeitweise sogar mit acht Buam und DirndIn. Beim Vereinspreisplatteln waren bei den Aktiven zwischen 1981 und 1994 Lorenz Mühlberger und Franz Hirtl je siebenmal erfolgreich. Gusti Heigenhauser und Barbara Fleindl holten sich beim Dirndldrahn zwischen 1979 und 1989 je viermal den ersten Preis. Von 1990 bis 1999 wurde Uschi Fleindl neunmal Erste.

(c)GTEV Dö Koasawinkla by Max Weiss

© GTEV Dö Koasawinkla – Max Weiss

Seit 1982 veranstalten die aktiven Buam und Dirndl beim Stainerwirt ein Faschingskranzl. Das Preisplatteln fand ab 1983 meistens wieder, wie in früheren Zeiten, im Freien statt, und zwar im Biergarten des Gasthofs zum Löwen. 1983 wurde auch, ebenso wie später noch 1989 und 1993, im Gasthof zur Post das Gaudirndldrahn des Chiemgau-Alpenverbandes abgehalten.

Beim Jahrhundertfest der Vereinigten Bayerischen Trachtenverbände in München am 3. Juli 1983 zur Erinnerung an die Gründung des ersten Trachtenvereins in Bayern vor hundert Jahren waren die »Koasawinkla« mit der Musikkapelle dabei und mit 107 Teilnehmern der stärkste Verein innerhalb des Chiemgau-Alpenverbandes.

Bei der Gaufrühjahrsversammlung am 7. April 1984 in Unterwössen wurden als erste aus dem Verein Hubert Lehrberger und Stefan Marchner mit dem goldenen Gauverdienstzeichen des Chiemgau-Alpenverbandes geehrt. 1985 folgten dann Toni Fleindl, Franz Mühlberger und Georg Salvenmoser.

Eine Gruppe von Aktiven und die Bergler Musikanten nahmen vom 4. bis 9. August 1984 an der Beskiden-Kulturwoche in Ost-Oberschlesien teil. In drei Orten wurde jeweils ein etwa einstündiges Programm gezeigt.

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Die neue Vereinssatzung

Bei der Jahreshauptversammlung am 2. November 1985 wurde Toni Feindl zum neuen Vorstand gewählt. Er löste damit Franz Mühlberger ab, der mit 15 Jahren die längste Amtszeit aller bisherigen Vorstände des Vereins hinter sich hatte.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt bei dieser Versammlung war die Annahme einer neuen Vereinssatzung. Wichtige Richtlinien der bisherigen, 20 Jahre alten Satzung wurden auch in die neue aufgenommen. Als Zweck des Vereins ist die »Erhaltung, Pflege und Förderung von Sitte, Brauchtum, Tracht, Volkstanz, Schuhplattler, Volkslied, Volksmusik und Mundart des Reit im Winkler Heimattales und seiner Umgebung« angegeben.

Am 8. März 1986 fand, wie zuvor schon 1972, das Gaufrühjahrssingen und -musizieren des Chiemgau-Alpenverbandes in Reit im Winkl im Gasthof zur Post statt. Aus den Reihen der Reit im Winkler Trachtler dabei waren der Dirndl-Zwoagsang, die Reit im Winkler Sänger, die Staadlustige Soatnmusi, die Entfeldener Stubnmusi und die Wetterkreuzmusi, die den Verein neben dem Reit im Winkler Viergesang auch beim 30. Gausingen 1994 in Rottau vertrat.

1996 in Amerang war dann der Reit im Winkler Dreigesang dabei, während 1998 in Frasdorf der Müllerbauer-Dreigesang mitwirkte. Beim Gaujugendsingen und -musizieren 1997 in Rottau und 1999 in Amerang wirkte die Raffele-Musi mit drei bzw. vier jungen Trachtendirndln mit, die in verschiedenen Besetzungen seit Anfang der 70er-Jahre von Thilde Schuster angelernt wurde.

Die Generalversammlung am 8. November 1986 fand anläßlich des 85jährigen Bestehens in einem festlichen Rahmen mit der Musikkapelle im Gasthof zur Post statt. Höhepunkt der dabei von Gauvorstand Otto Dufter und Vereinsvorstand Toni Fleindl vorgenommenen Ehrungen für verdiente Mitglieder war die Ernennung von Hubert Lehrberger zum Ehrenvorstand.

Ein großes Ereignis war die Trachtenwallfahrt nach Altötting am 4. Juni 1989, an der sich der Verein ebenfalls beteiligte. Aus allen vier Himmelsrichtungen zogen die etwa 15 000 Trachtler aus Bayern und Österreich mit ihren Fahnenabordnungen zum Kapellenplatz.

Für alle unfaßbar, verstarb Martin Auracher am 27. Januar 1991 bei einer Skitour in den Osttiroler Bergen im Alter von 46 Jahren an Herzversagen. Die Fahnenabordnungen aller 23 Vereine des Chiemgau-Alpenverbandes und drei Gaustandarten gaben dem verstorbenen Gauvorplattler das letzte Geleit.

Im März 1991 fand in Reit im Winkl die nordische Junioren-Skiweltmeisterschaft statt. Die Aktiven beteiligten sich an der Eröffnungsfeier und plattelten auf dem Rathausplatz den »Reit im Winkler Plattlermarsch«. Anschließend gestaltete der Trachtenverein im Festzelt einen Reit im Winkler Heimatabend. Bei den Siegerehrungen überreichten Trachtendirndl die Ehrengaben.

Am 20/21. Juli 1991 wurde das 90jährige Gründungsjubiläum gefeiert. Es begann mit einem Heimatabend am Samstag im Festzelt an der Tiroler Straße. Am Sonntag fand im Kurpark der Festgottesdienst statt, dem sich, gemeinsam mit den örtlichen Vereinen, ein Festzug durch das Dorf anschloß. Am Nachmittag fand dann im Zelt das Vereinspreisplatteln und -dirndldrahn statt. Neuer Vereinsvorstand wurde bei der Jahreshauptversammlung am 2. November 1991 der bisherige Kassier Michael Neumaier.

Am 30. August 1992 gewann beim gauoffenen Preisplatteln mit Teilnehmern vom Gauverband I, vom Inngauverband und vom Chiemgau-Alpenverband Franz Hirtl die Aktivenklasse.

Den Meistpreis erhielt der Verein beim 10jährigen Gründungsfest des Trachtenvereins »D’ Stoaberger« aus Lofer im Pinzgau am 12./13. Juni 1993. Vorstand Michael Neumaier überreichte dem dortigen Vorstand Toni Speicher, Widhölzlsohn aus Reit im Winkl, ein Geschenk und sprach ihm großen Respekt aus für den Aufbau des Loferer Trachtenvereins.

Im Mai 1994 wurde im Saal des Gasthofs zur Post vom Bayerischen Fernsehen ein Chiemgauer Heimatabend aufgenommen, der dann am Pfingstsonntag gesendet wurde und großen Anklang fand. Mitwirkende aus Reit im Winkl waren die Historische Gruppe und der Müllerbauer-Dreigesang.

Am 15. August 1994, dem Tag Mariä Himmelfahrt, wurde bei herrlichem Wetter das Preisplatteln beim Gasthaus »Almstüberl« in Winklmoos abgehalten. 1 500 Zuschauer an den Biertischen und am Hang entlang bildeten eine einmalige Kulisse. Nach 1934 und 1964 fand das Preisplatteln somit jeweils im Abstand von 30 Jahren auf der Winklmoos-Alm statt.

Beim Heimatabend »Bei uns im Chiemgau« anläßlich der Jahrestagung des Bayerischen Trachtenverbandes am 7./8. Oktober 1995 in Bernau hatte die Historische Gruppe der »Koasawinkla« wieder die Ehre mitzuwirken. Ihre Leitung hatte im selben Jahr Georg Salvenmoser übernommen. Sein Vorgänger Stefan Marchner erfuhr bei der Generalversammlung am 11. November 1995 eine besondere Ehrung für seine 27jährige Leitung der Gruppe von 1968 bis 1995.

1996 wurde die Vereinssatzung dahingehend geändert, daß nun bei Neuaufnahmen zwischen aktiven und fördernden Mitgliedern unterschieden wird.

Von einer ausgezeichneten Nachwuchsarbeit im Verein zeugte das Abschneiden beim Achental-Jugendpreisplatteln und -dirndldrahn 1997 in Unterwössen. Unter den insgesamt sechs Einzelsiegern in den verschiedenen Altersgruppen waren vier aus Reit im Winkl. Es waren Monika Hauser, Sabina Heigenhauser, Natalie Noichl und Alois Speicher. Monika Hauser wurde von 1995 bis 1998 jedes Mal Erste in ihrer Altersklasse.

Bei der Gauversammlung des Chiemgau-Alpenverbandes am 17. Oktober 1997 in Frasdorf wurden Sepp Hauser als Pressewart und Toni Fleindl als Revisor wiedergewählt sowie Franz Hirtl zum 2. Gauvorplattler gewählt. Gauausschußmitglieder stellte der Verein bisher außerdem beim Gauverband I mit Sepp Hausbacher als Gebietsvertreter von 1927 bis 1946 sowie beim Chiemgau-Alpenverband mit Sepp Hirtl als Beisitzer und 2. Kassier 1947 — 1971, Toni Fleindl als Pressewart, Jugendwart, 2. Kassier und Beisitzer 1971 — 1988 sowie als Trachtenwart und Revisor 1994 — 1997, Martin Auracher als Gauvorplattler 1980 — 1991, Sepp Hauser als 2. Pressewart 1990 — 1994 und als 1. Pressewart seit 1994 sowie Franz Hirtl als 3. Gauvorplattler 1994 — 1997. Toni Fleindl ist seit 1997 auch stellvertretender Vorsitzender des Sachausschusses Trachtenpflege und Trachtenforschung beim Bayerischen Trachtenverband.

Die bisher letzten Neuwahlen der Vereinsführung wurden bei der Generalversammlung am 23. November 1997 im Hotel »Unterwirt« durchgeführt. In die Vorstandschaft wurden gewählt:

1. Vorstand Michael Neumaier, 2. Vorstand Georg Speicher, Schriftführer Matthias Schlechter, 1. Kassierin Bärbl Rieder, 1. Vorplattler Pankraz Mühlberger.

Die Wahlen für den weiteren Vereinsausschuß brachten folgendes Ergebnis: 2. Vorplattler Hansi Bauhofer, 1. Jugendleiter Thomas Eglseer, 2. Jugendleiter Andreas Strohmayer, 1. Jugendleiterin Uschi Fleindl, 2. Jugendleiterin Monika Speicher, 2. Kassier Peter Feuerer, Fähnrich Uli Langeloth, Vertreterin der Weiberleut Resi Fleindl, Inventaristin Regina Wolfenstetter, Tanz- und Musikwartin Marianne Döllerer, Revisor Hans Huber, 1. Beisitzer Franz Mühlberger, 2. Beisitzer und Betreuer der Mannerleut Fridolin Eglseer.

Beim Gaudirndldrahn des Chiemgau-Alpenverbandes am 20. Juni 1998 in Grassau wurde Uschi Fleindl zum fünften Mal in Folge Erste. Die selbe Siegesserie gelang Franz Hirtl beim Gaupreisplatteln, ebenfalls von 1994 — 1998. Am 62. Gaufest des Chiemgau-Alpenverbandes Ende Juli 1998 in Unterwössen beteiligte sich der Verein einschließlich Musikkapelle mit 175 Personen und belegte in der Festzugwertung unter 22 Gauvereinen den ausgezeichneten dritten Platz. Beim Gauheimatabend und am Festsonntag traten die Aktiven zu Ehren des Patenvereins »D’ Achentaler« Unterwössen im Festzelt auf.

Ein großer Erfolg waren die Veranstaltungen auf einer von den Aktiven errichteten Freibühne an der »Hausbergalm« bei schönstem Wetter am 8. und 9. August 1998. Beim Almtanz am Samstag bildeten 1 300 Zuschauer eine eindrucksvolle Kulisse und wurden von den etwa 50 Helfern des Vereins ausgezeichnet bewirtet. Auch der Frühschoppen und das Preisplatteln am Sonntag waren gut besucht und verliefen bestens im Sinne der Vereinsziele.

Am 16. Oktober 1998 fand im Saal des Gasthofs »Zur Post« die Gauversammlung des Chiemgau-Alpenverbandes statt. Bei der Gaufrühjahrsversammlung am 9. April 1999 in Hittenkirchen bewarb sich der Verein um die Durchführung des Gaufestes im Jahr 2001 und erhielt einstimmig den Zuschlag. Das Fest wird mit dem 100jährigen Vereinsjubiläum und der Einweihung einer neuen Fahne verbunden.

Für den Gebirgstrachten-Erhaltungsverein »Dö Koasawinkla« mit seinen derzeit 489 erwachsenen Mitgliedern und 40 Mitgliedern der Kindergruppe gibt es also auch in Zukunft große Aufgaben, um im Sinne der Gründer weiterzuarbeiten. Mit Stolz kann der Verein auf seine bewegte, langjährige Geschichte zurückblicken. Seine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß diese Gemeinschaft von Menschen erhalten bleibt, die aus der Tradition leben und die Sitten ihrer Vorfahren in Ehren halten. Es muß auch weiterhin Leute geben, die die Liebe zur Heimat pflegen, Tracht und Brauchtum schützen und bayerische Lebensart, Fröhlichkeit und Gemütlichkeit bewahren.

»Treu dem guten alten Brauch«.

Die Chronik des GTEV Dö Koasawinkla wird weiter ergänzt und um die Jahre 2001 bis 2025 erweitert.